Untergang von Rinderbüel

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zu Rinderbüel im Maderanertale, da liegt, unter mächtigem Steingeröll begraben, ein ganzes Sennten.

1. Dort rief es eines Abends, als die Älpler die Kühe molken, von der jähen, unheimlich ob den Hütten drohenden Felswand herab: »I lah's la gah.« Der Senn setzte beide Hände in Trichterform an den Mund und rief durch dieses Sprachrohr zurück: »Dä magsch scho nu g'ha!« (halten). Am nächsten Abend erscholl die Stimme wieder: »I müess la gah,« und noch einmal antwortete der unerschrockene Senn: »Mal jetz häb nu ä chly!« Der dritte Abend war eingezogen in der stillen Alp, die letzte Kuh wurde gerade gemolken, aber das ganze Sennten stand noch wiederkäuend beieinander, da schrie es wieder von der überhängenden Felswand herunter mit furchtbarer drohender und doch fast bittender Stimme: »Jäh, i müess la gah!« Der Senn rückte eben den einbeinigen Melkstuhl unter der Kuh weg, stellte sich mit dem vollen Eimer in der Hand auf und rief hinauf: »So lach's äbä la chu!« Und im Augenblick berstete krachend der Felsen, fiel donnernd und Funken sprühend herunter und begrub das ganze herrliche Sennten mit dem Senn und den Knechten unter haushohen Trümmern und Steinblöcken. Nur der Hirt und ein rotes Trychelchüehli, die einzige Kuh einer armen Witwe, entkamen. Die Kuh war zufällig schon unten am Bache auf der Weide.

Oder: das rote Chüehli war gerade bei seinem Kälblein, das extra in einer Balm untergebracht war. Seither heisst die Alp Rinderbüel.

Friedr. Epp; Peter Tresch u.a.m.

2. Es war ein furchtbar wüster Abend, und der Senn zu Rinderbüel meinte, man solle mit dem Vieh wegfahren. Aber die Knechte weigerten sich und sagten, sie hätten hier mehr Recht als das Wetter. Um Mitternacht kam dann ein furchtbarer Rutsch vom Rinderstock her und tötete und begrub das ganze Sennten mit dem Senn und den zwei Knechten. Noch lange Jahre merkte man, dass sie wandlen mussten.

Johann Tresch, Wyler

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)