Die Hexe und ihr Ehemann

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Es war einmal ein Ehemann; der hatte eine Frau, die häufig zur Nachtzeit zum Tanze ging. Aber der Mann merkte das lange Zeit nicht, denn sie legte ihm allemal, wenn sie ausging, einen Besen ins Bett. Endlich aber merkte er's doch. Er passte auf, sah sie aber nur in die Küche hinaus gehen, und dann hörte und sah er nichts mehr von ihr. Am Morgen, als er erwachte, war sie wieder bei ihm im Bett. Das nächste Mal schlich er ihr nach und schaute durch das Schlüsselloch in die Küche hinaus. Da legte die Frau schöne Kleider an, putzte und schmückte sich wie ein lediges, hoffährtiges Meitli, nahm dann eine Salbe aus einem Häfelein, bestrich damit einen Stock, hielt diesen mit beiden Händen in das Kamin hinauf und murmelte dazu:

»Obä-n-üß und niänä-n-a,
Im Elsass unnä stillä stah.«

Und im Herrjeeses war sie fort, zum Kamin hinaus. »Das könntest du auch machen!« dachte der Mann, ergriff das Häfelein, bestrich einen Stecken mit der Salbe und sagte dazu:

»Obä-n-üß und a!«

Er hatte nicht alles verstanden. Da fuhr er wie der Teufel in die Höhe, prallte aber am Kaminrand an und zerschlug so märterlich den Kopf, dass er halb ohne Verstand auf den Küchenboden hinunter fiel. Am nächsten Morgen merkte die Frau an dem verbeuleten Kopf des Mannes, was geschehen, aber sie sagte kein Wörtlein und der Mann auch nicht. Dieser gab es noch nicht verspielt. Wieder passte er seinem schönen Fraueli auf und machte es ihm nach. Diesmal sagte er:

»Obä-n-üß und niänä-n-a!«

Jetzt fuhr er grossartig zum Kamin hinaus. Aber draussen wusste er nicht wohin, und deshalb fiel er bald in die Dornen und wurde herumgeschleift, bis er den Stecken fahren liess. Als er erst beim Morgengrauen heimkam, war die Frau schon wach und sagte spöttisch, indem sie den Zerschundenen von oben bis unten mit einem hämischen Lächeln betrachtete: »Wemmä will aarig sy, müess mä gschyder darzüe tüe.«

Fr. Arnold-Gisler, Bürglen

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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