Die Hexenhalfter

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

1. Ein Knecht hatte nachts nie Ruhe, und, obwohl er mit Arbeit nicht gar zu sehr beladen und die Kost gut war, magerte er doch zusehends ab, – hed eißter gschlächtet. Es kam jede Nacht eine Hexe, lüpfte neben seinem Bett in der Diele einen Laden und warf ihm eine Pferdehalfter an; dann war er ein Ross, und die Hexe ritt auf ihm auf und davon. An einem bestimmten Ort stieg sie allemal ab, band den Gaul an einen Hag und verliess ihn. Vor Betenläuten kam sie wieder zurück und fuhr auf ihm nach Hause. Einst aber, als der Gaul wieder am Hag stand, kam es ihm in den Sinn, die Halfter abzuziehen; es scheint, dass im Rosskopf doch noch ein Menschengehirn arbeitete. Da war er wieder Mensch. Sobald er der Hexe ansichtig wurde, warf er ihr blitzschnell die Halfter an; jetzt war sie Gaul, und der Knecht ritt auf ihm nach Hause, stellte ihn in den Stall, holte den Meister herbei und zeigte ihm das seltene Rösschen, indem er dabei sagte: »Lüeget da, Meister, weeli scheeni Mäni ha-n-ich da 'käuft!« »Ja, worum nitt gar!« machte dieser. Darauf zog der Knecht die Halfter ab, und da stand auf einmal die nackte Meisterin vor ihnen. – Sie wurde verbrannt.

Zäzilia Gisler-Walker, 70 J. alt

2. Zwei Knechte durften nicht im nämlichen Zimmer schlafen. Einer wurde immer magerer. Der andere fragte: »Was isch äu mit diär?« »Ja, ja, wennd dü diä ganz Nacht miäßtisch schaffä wiä-n-ich! Um Mitternacht chunnt am Meister sy Tochter und leit miär ä Rosshalftärä-n-a und spannt mich a-n-i Scheesä und darnah bin ich äs Ross und müess sy i der ganzä Stadt ummäfiährä!« »So will ich hinecht i dym Zimmer liggä.« Als die Tochter kam und ihm die Halfter anlegen wollte, gelang es ihm, diese zu ergreifen und sie der Tochter anzulegen. Jetzt war sie das Ross, und er spannte sie an die Schaise und sprengte sie die ganze Nacht in der Stadt herum. Beim ersten Klang der Betglocke war es wieder ein Weibervolk.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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