Was die Hexe zurückgelassen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

1. Vor nicht gar vielen Jahren ging eine Lawine von dem grossen Windgällen über Bernetsmatt und den Golzersee bis in die Stössialp nieder. Auf ihr fand man ein schwarzes Haarnetz (äs Gäräli), wie es die Frauen auf dem Kopfe zu tragen pflegen. Sofort wussten die Talleute, woher es gekommen. Als nämlich zu Luzern die letzte Hexe verbrannt worden, hatte sie bekannt, sie habe auf einem Berg in Uri auch noch etwas hinterlassen, dass Rübi und Laui Schaden stiften mögen, und das war nun sonder Zweifel dieses Haarnetz, anders lässt sich ja die Sache gar nicht erklären!

Johann Tresch, Bristen, 20 J. alt

2. Eines Herbsts wanderte ein Weibervolk durch das Maderanertal und machte mit den Händen allerlei Manöver gegen die Berge hinauf. Im Winter ging dann eine Lawine nieder an einem Ort, wo noch nie und wo mit rechten Dingen keine niederstürzen kann. Auf dem Lawinenschnee fand man das Brusttuch jener Hexe, die im Herbst beobachtet worden war.

Andreas Fedier, 45 J. alt

3. »Es war im Jahre 1907. Ein furchtbarer Sturm wütete und legte ganze Wälder. Ich durchwachte die Nacht in meinem einsamen Berghause im Etzlital, denn jeden Augenblick konnte der Sturm mein Holzhäuschen stürzen. Da krachte es im nahen Walde, und in wenigen Augenblicken lag eine grosse Strecke Wald am Boden, wie gemäht. Die mächtigsten Tannen waren gänzlich entwurzelt. Am nächsten Morgen fand ich zu meinem höchsten Erstaunen zwischen Haus und Gaden einen alten Wirzägrebel mit kurzem Halb, ein Breitbeil mit ebensolchem Halb, einen Strähl, in dem noch Weiberhaare hingen, eine viereckige, glockenpfennigganze Fensterscheibe und ein Paar Finkensohlen. Die Sachen gehörten nicht uns, und niemand hat sie je reklamiert. Ich kann mir nichts anderes denken, als dass die Hexe in dem Sturm diese Sachen hier doch hat müssen zurücklassen.«

Heinrich Walker, 50 J. alt

4. In der hintern Bitzi zu Erstfeld steht ein grosser, oben ebener, freiliegender Felsblock. Den hat die Riedtal-Lawine gebracht, und der Besitzer des Gutes hat oben auf ihm ein Stück von einem Spinnrad gefunden. Man schloss daraus, eine Hexe habe die Lawine in Bewegung gebracht und sei mit ihr auf dem Steine zutal gefahren, wie solches auf der nahen Wylerlaui auch schon beobachtet worden.

Ambros Walker, 60 J. alt

5. Auf einer niedergegangenen Lawine in Gurtnellen fand man einen roten Halbstrumpf und einen Schuh oder Pantoffel von einer Hexe.

Thomas Dittli, 25 J. alt, u.a.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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