Das Füchslein in der Glattalp

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) In der schwyzerischen Glattalp gingen zwei Urner, ein verheirateter Mann und ein hübscher, lediger Bursche, auf die Jagd. Da sie zufällig durch ein »Teeltschi« hinaufschauen, erblicken sie da oben ein Füchslein, das unbeweglich auf einem Punkte sitzt und durch's Tälchen hinunter Ausschau hält. Die beiden Jäger betreten das Tälchen und steigen aufwärts. Zu ihrem Verwundern bleibt das Tier ruhig auf seinem Posten sitzen und schaut unverwandt zu ihnen hinunter. Ganz in seiner Nähe angekommen, sagt der Ledige zu dem Verheirateten: »Dü, das Tiärli schiässet miär nitt!« Sie treten noch näher und finden, dass es mit einer »Niälen« an einem Stein angebunden ist. Während es die beiden Menschen, freundlich wedelnd, anblickt, binden diese es los und lassen's laufen. (Oder: Das Füchslein kam ihnen, freundlich wedelnd, entgegen; hatte ein rotes Bändchen am einen Fuss; sie nahmen es ihm ab und liessen's laufen.)

Noch im nämlichen Jahre feierte man in Glarus ein grosses Fest, an dem auch unsere beiden Urner Anteil nahmen. Indem sie also in den schönen, breiten Strassen des Städtchens herumschlendern, ruft sie auf einmal eine junge, hübsche Weibsperson aus dem Fenster eines schönen Hauses an und ladet sie freundlich ein, bei ihr einzukehren. Aber erst auf wiederholtes Drängen nahmen sie die Einladung an, wurden mit grosser Freundlichkeit aufgenommen und reichlich bewirtet. Unterdessen gab sich die hübsche Tochter zu erkennen: »Ich bin das Füchslein, das ihr da oben auf der Alp losgebunden und in Freiheit gesetzt habt. Ich bin euch grossen Dank schuldig, denn ihr habt mir das Leben gerettet. Meine Mutter war eine alte Hexe und hat mich, ehe sie lebendig verbrannt worden, in ein Füchslein verwandelt und in das einsame Alptälchen verbannt. Ihr braucht aber deswegen keine Angst vor mir zu haben; ich selber bin keine Hexe, sondern ein rechtschaffener Mensch und Christ. Es freut mich herzlich, euch hier zu sehen und bewirten zu können.« Und zeigt ihnen das rote Bändchen.

Später gewann der ledige Urner das schöne, reiche Fräulein zur Gattin, und beide wurden ein glückliches, christliches Ehepaar.

Daniel Imholz, 50 J. alt, Unterschächen, u.a.

b) Nach anderer Erzählart fanden zwei Jäger am Wege nach Linthal ein Kätzchen mit einem roten Faden an einer Staude angebunden. Späteres Wiedersehen in Mailand. Bald mit, bald ohne Heirat.

Zäzilia Gisler-Walker, 70 J. alt, u.a.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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