Vom Doktor Hans Tüet

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

1. a) Er lebte noch zu Menschengedenken im Kanton Glarus und dokterte mit Sympathie. Ein ausgezeichneter Wasserkenner, wurde er oft von den Urner Älplern auf den Urnerboden berufen. Einst schickten sie aus Jux einen Lappi mit dem Wasser einer Filimährä zu ihm und liessen fragen, was dieser Frau fehle, und um eine Medizin bitten. Der Doktor betrachtete das Wasser; dann verpackte er ein Bündelchen Heu und Haber schön in ein Papier, gab es dem Boten, indem er ihn scharf fixierte, und sagte: »Säg däheimä, sy sellet de seelig Dummheitä nur nimmä machä! D'Narrä syget ufem Bodä-n-obä, nit z'Glaris unnä. Gännd iähr der Filimährä brav Haber und guets Heiw; si wird a dem und dem Tag filälä, ä Hängst mid-ämä rotä Stryffä (mid-ämä großä Hälm, d.h. Fleck, Bleß) uber dä Chopf appä.« Und so kam es heraus. Doch das Heu und den Haber mussten sie dem Tüet teuer bezahlen.

Aber gleichzeitig mit dem Tüet lebte auch ein Doktor Füsti. Der hatte es mit dem Bösen und traktierte den Tüet im Geheimen (auf Distanz) so, dass er zeitlebens kränkelte.

b) Die Urner Doktoren waren dem Tüet aufsässig und, um ihn zu blamieren, schickten sie etc. wie oben.

Max Albert, 75 J. alt; Kaplan Truttmann u.a.

2. Einst kam ein Schächentaler zu ihm und traf ihn an einem Tische sitzend, seinen Kopf separat vor sich auf dem Tische rasierend. »Gält, ich ha's kummod a'greisets zum Rassiärä,« meinte Tüet. Der Schächentaler zog sich zurück, und, als er nach einigen Minuten wieder eintrat, trug Tüet seinen Kopf, fein rasiert, wieder nach aller Leute Art auf dem Rumpfe.

Fr. Nell-Gisler, von Spiringen, 50 J. alt

3. Ein Mädchen aus dem Butzen zu Spiringen sollte für seinen kranken Vater zum Dr. Tüet. Beim Ankleiden geriet es in Streit mit der Schwester, deren bessere Schuhe es anzog. Auch der Vater wurde darüber aufgeregt. Als es mit dem Wasser zum Doktor kam, sagte er gleich, es habe den Vater erbost, was es bestritt, worauf er schliesslich sagte, ein anderes Mal solle es Schuhe anlegen, die an die Füsse und nicht an den Kopf passen.

Fr. Nell-Gisler. – Schriftl. v. Kaplan Truttmann

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)