Der Tyfelisieder

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Es hatte Einer immer zu wenig Geld. Da sah er einst Molche im Wasser mit den gelben Bäuchen. Da sagte er zu seiner Frau: »Du musst keine Not leiden. Ich gehe jetzt ins Meer (eine sumpfige Stelle bei Andermatt) hinaus und hole einen Haufen Molche. Die werde ich dann sieden, und dann kann ich den Goldschaum davon abschöpfen mit einer Kelle, dann können wir schon Geld daraus machen.« Jetzt war das gut, er stellte die Molche in einem Kessel über das Feuer und heizte wie ein Satan. Als nun die Wärme kam, streckten die Molche die Hörnchen heraus; er aber meinte, es seien lauter schwarze Teufelchen und wollen ihn nehmen, und lief davon. Seitdem nannte man ihn den Tyfelisieder«; und noch heute heissen seine Nachkommen im obern Reusstal »ds Tyfälisyders«.

b) Einmal mästeten sie Molche mit Blut, und dann wollten sie selbe rösten, um Gold daraus zu gewinnen. Da gerieten aber die Molche an sie hin, und nur mit Hagstecken konnten sie sich ihrer noch erwehren. Da warfen sie die Tiere wieder in das Wasser. (Wassen.)

c) Ein Wassner (oder Göschener) hätte gerne eine Matte gekauft, und, weil er kein Geld hatte, riet man ihm, Molche mit roten Bäuchen zu sieden, dann werde er Geld bekommen. Er machte es so und beschwerte den Kesseldeckel mit einem schweren Stein. Aber nach und nach lüpften die Tiere den Deckel und schauten heraus und streckten lange Hörner ob den Augen hervor. Da wurde dem Manne und den Leuten, die er zu Hülfe holte, angst, und sie riefen zuerst den Helfer in Wassen und dann noch den Pfarrer, und beide wurden der Tiere kaum Meister. Aber Geld schaute keines dabei heraus. Das geschah im Teiffacher zu Wassen.

Fr. Regli-Baumann, 76 J. alt

d) Im Rittersboden zu Wassen lebte ein armes Schuldenbäuerlein. Einst machte es sich halbverzweifelt davon. Auf der Strasse begegnete ihm ein freundlicher Herr und fragte es nach dem Grunde seiner betrübten Miene. Aufrichtig klagte ihm der Wassner seine Bedrängnis. Nun tröstete ihn der Unbekannte und sagte, er solle nur wieder heimgehen, Molche mit roten Bäuchen suchen und sie in seinem eigenen Blute sieden, dann werde er von ihnen Geld genug bekommen. Das Bäuerlein kehrte um, suchte und fand eine Anzahl solcher Molche und sott sie im Blute, das er seiner Frau und seinen eigenen Kindern entzogen hatte, bis diese so schwach geworden, dass sie nicht mehr gehen konnten. Aber er konnte sieden, solange er wollte, Gold kam keines zum Vorschein. Da wurde er bös und schüttete die Molche in das Standtal hinunter. Doch er wurde sie nicht los. Sie sammelten sich und krochen gegen ihn heran. Er floh und holte den Ortspfarrer. Aber dieser wurde ihrer nicht Meister. Es musste ein Kapuziner kommen. Erst der vermochte sie zu bannen. Aber, als er Abschied nahm, meinte er: »Macht solches nicht mehr! Ein anderes Mal könnt ihr sie dann behalten.«

Josef Baumann, Miseli, 80 J. alt, Gurtnellen

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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