Stimper, der Musikant

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Unterschächener Burschen trafen auf ihren nächtlichen Schwärmereien ein einsames Schlätterhüsli, worin gegen alles Erwarten ein Lichtlein blinkte. Das war ein Rätsel, und das mussten sie lösen, das ging nicht anders. Eine Leiter war bald herbeigeholt, die stellten sie möglichst geräuschlos an und stiegen hinauf und äugten in die Stube hinein. Was sie da schauten, war aber wirklich interessant und belohnte reichlich ihre Neugier. Eine Schar Katzen belebte das Gemach und hatten es wiätig lustig. Die einen musizierten nach Noten, die andern tanzten wie besessen. Das ging in einem Staub und Rauch. Die Burschen konnten nicht aufhören zuzuschauen. Zuletzt aber wurde die Gesellschaft doch des Tanzens müde, ging in die Küche hinaus und bereitete sich ein Znyni, ass und trank. Eine der Katzen sprang auf die Herdstattmauer und kauerte sich da nieder. »Babi«, sagte zu ihr die Köchin, »müesch de nitt schlaaffä, susch chenntisch de nu i ds Fyr appäghyä«. »Nä-näi«, beruhigte sie die andere, »ich ertschlaaffä nitt«. Wie die nächtliche Lustbarkeit ausging, weiss ich nicht. Als am nächsten Morgen einer der Burschen beim Kalazzen (Morgenessen) sass, kam auch seine Katze herbei und sprang zu ihm auf die Bank. Ein verstümmelter Schwanz war ihr Kennzeichen. Freundlich betrachtete sie der Bursche. Plötzlich erinnerte er sich, so einen Stumpenschwanz unter den nächtlichen Musikanten gesehen zu haben. Schmeichelnd strich er der Katze über das Köpfchen und sagte: »Stimperli, nächtig hesch-di mein-i luschtig gmacht«, und urplötzlich fuhr ihm das Tier in's Angesicht, zerkratzte ihn elend und sprang mit einem Satze durchs verschlossene Fenster hinaus auf Nimmerwiedersehen.

Pfarrer Jos. Arnold

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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