Das Tobelfraueli

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zwei wackere, unerschrockene Männer von Seedorf, Josef Tresch und ein gebürtiger Meier, haben tagsüber im Balankatobel hinter dem Herrenzwy am Holz gearbeitet. Nun, da sie ihr mühevolles und lebensgefährliches Tagewerk vollendet, marschieren sie bei Einbruch der Abenddämmerung dem Herrenzwy zu, um von dort aus das Tal zu erreichen. Auf einmal greift der Meier nach seinem Kopf, über den ein kalter Wind dahinstreicht, bleibt stehen und ruft seinem vorausschreitenden Gespanen: »Dü! ich ha d'r Hüet dahinnäglah!«

»Eh, das isch ja glych, lach dü der dähinnä, v'rchunnsch-ä de morä scho,« meint der Seedorfer.

»Näi, ohni Hüet gahn-i etz doch nit hei; i bi ja bald wider zrugg.«

»Nu wägä mynä, sä gang dü, aber tüe de nitt lyrä.«

»Nä-näi, i bi uf d'r G'stell wider da, wart m'r dü.« Sagt's und kehrt zurück, die wärmende Kopfbedeckung zu holen. Nachdem er einige Schritte zurückgelegt, begegnet ihm ein altes Müetterli, das er um den Gugger nicht erkennen kann; grad vor des Meiers Nase macht es kehrt und schreitet ihm tüchtig voran. Der Holzer ihm nach, wandert und wandert ohne Rast, obwohl die Nacht schon hereingebrochen, den Hut aber sieht er nirgends. Endlich gelangt er an den Bach hinunter, wo er sich erkennt. »Wytter gahn-i etz doch nimmä,« sagt er laut und schickt sich an, umzukehren. Auch das Weibsbild erstellt sich jetzt, und einen giftigen Blick auf den Verführten werfend, äussert es: »Ja, i müess di dänk la gah. Dä hesch am Morged eppis gnu (Weihwasser) und hesch eppis a (Skapulier), und wennd das nit hättisch, sä giëng's d'r wië denä Steinä,« und ergriff zwei »hämpflige« Steine, zerrieb sie in den Händen und verschwand. Der Mann musste ohne Hut den Rückweg antreten.

David Imhof, Seedorf, 45 J. alt.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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