Häägglä mit einem Gespenst

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

1. Zwei Männer von Schattdorf wandern nachts gegen Altdorf. Da sehen sie innerhalb des »grossen Gislers« Matte Einen an der Strassenmauer stehen, den Kopf auf beiden Armen auf die Mauer herabgesenkt und mit einem grossen breitkrämpigen Schinhut bedeckt, so dass sie sein Antlitz nicht sehen. Einer der beiden Schattdorfer redet ihn an, in der Meinung, es sei ein Nachtbub, und fragt: »Wem-mer eis häägglä?« Da hebt jener den Kopf, streckt die rechte Hand entgegen und hängt ein. Als der Schattdorfer seine Hand zurückzog, brannte ihn heftig der Daumen; am nächsten Morgen war der ganze Arm und bald der ganze Leib schwarz, und noch am nämlichen Tage musste er sterben.

Frau Gamma-Gamma, 80 J. alt.

2. So ein unkannter Flegelbub hatte die hässliche Gewohnheit, während des gemeinsamen Abendgebetes der Familie mit einem Strick, den er an einer starken Schraube in der Holzwand befestigt hatte, zu häägglä. Das war früher eine beliebte Kraftprobe. Als ihn eines Abends, wie übrigens schon oft, die brave Mutter dieses wüsten Gebahrens wegen ernsthaft tadelte, warf er den Kopf auf und schnerzte: »Hinecht wil-i mid eim häägglä und wen-i mid-em Tyfel müess!« So lief er zur Türe hinaus und fort. Auf der Strasse fand er noch einen Kameraden. Da hörten sie plötzlich hinter einem Hag Einen mit den Händen »tätschlä«. Das war eine Herausforderung, und wirklich hielt ihnen der Nachtbub die Finger hin zum Einhaken. Unser Held hakte ein und hielt dem Unbekannten stand. Als dieser nachgab, da brannten dem frechen Burschen die Finger, und daheim angekommen, sah er, dass sie brandschwarz waren; nach und nach schwoll auch der Arm an und wurde schwarz; der Bub musste daran sterben.

Peter Walker

3. Als eines Abends der vor bald zwei Jahrzehnten verstorbene »Gitzi-Tresch« in das Schächental z'Gass gehen wollte, merkte er bei einer Linde nahe beim Gute Lehn, dass jemand ihm die Hand über den Hag heraus entgegenstreckte. Er dachte, ein Nachtbub wolle ihn zum »Häägglä« herausfordern und ergriff die Hand. Sie war anzufühlen wie ein wollener Handschuh. Aus der Linde schüttete es Wasser auf ihn. Schnell liess er die gespenstige Hand fahren. Seine eigene Hand war am folgenden Morgen böse in der Ordnung und fast ganz schwarz. Er musste sie segnen lassen.

Cäcilia Gisler-Walker

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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