Die Sage vom Teufelsmünster

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Einst wurde der Sigrist von Sisikon, ein hablicher Mann namens Aschwanden, der einzige Bürger, der lesen und schreiben konnte, der auch Fährmann war und in der sogenannten Burg wohnte, nachts um 12 Uhr aus dem Schlafe geweckt; es doppelte jemand am Fenster. Er stand auf, und da war ein Fremder, der verlangte an das jenseitige Ufer (a ds äner Land) gefahren zu werden. Der Sigrist gehorchte nach einigem Zögern, obwohl ihm der Fremde mit seinem Verlangen nicht gefiel. Er dachte, wenn er dir Lohn geben will, nimmst du ihm keinen ab. Sie fuhren hinüber, und am Fusse der Schwandenfluh stieg der Fremde aus. Er reichte dem Fährmann ein Geldstück, aber der nahm es nicht ab. Da legte er's auf das Sitzbrett und fuhr polternd und Funken sprühend mitten durch die furchtbare Fluh hinauf. Voller Schrecken schrie der Sigrist: »Walt Gott und Maria, und b'hiät Gott und erhalt Gott alles!« Noch erschrockener brüllte der in der Fluh: »Jetz chani nimmä, jetz chani nimmä!« Und verschwand plötzlich. Es war der Teufel gewesen, und der hatte auf dem Berg Rinder verderben wollen. Als der Sigrist vom Lande abstiess, hatte das Geldstück das Sitzbrett durchgebrannt und war nicht mehr zu finden.

Alois Infanger, 35 Jahre alt, Bauen, und a.

b) Der Fährmann forderte drei Schillig, der Fremdling warf sie auf's Sitzbrett, drei Löcher durchgebrannt.

Karl Zwyssig, Seelisberg

c) Der Fremde befahl, dass der Sigrist direkt dem käsbissenförmigen Felseinschnitte zwischen Bauen und Rütli zuhalte, da er dort näher habe, und doch führt von dort kein Weg hinauf. Als sie am Ufer vor dem Einschnitte unter den lotrechten Wänden anlangten und der Fremde dem Sigrist den ausbedungenen Lohn von einem halben Örtli (= zwei alten Batzen) geben wollte, sagte ihm dieser, an den Rudern im hintern Schiffsteil stehend, er solle das Geld nur auf die Bank legen. Der Fremde tat so und ging ans Land. Zum Abschied rief ihm Aschwanden zu: »So gönd i Gotts Namä!« Zornig wandte sich der Fremde um und sprach: »Jetzt kann ich das Vieh auf der Seelisbergeralp nicht mehr verderben.« Er verschwand, eingehüllt in eine feurige Helle, senkrecht die Felsen hinauf. Als Aschwanden das Geld besichtigen wollte, hatte dieses die Schiffsbank und Schiffsspitze durchgebrannt und war verschwunden. Seitdem heisst die Fluh das Teufelsmünster.

Mitgeteilt: A. Schaller; Jos. Zgraggen, Rütlipächter

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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