Es arigs Liecht

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Es arigs Liecht

Es isch spät nom Fürobe gsi. Ig u dr Danijoggi bei no welle go nes Zweuerli ha u si bim Bach über’s Brüggli glüffe. E chli witer unger am Bach hei mir es Liecht gseh. Das het en Alauf gno, wie wen öpper wett über e Bach gumpe. Aber de isch es de bis a ’s Bördli gsprunge, wie eine, wo im Augeblick, wo’s druf abchunnt, si doch nid trauet. Drufabe isch es de wieder zrugg u het vo vor agfange.

Mir si ändtlige witersch glüffe, gäge dr Wirtschaft zue. D’Gaschtstube isch lär gsi. Dr Wirt isch uf em Ofe gläge u het gschlofe. Mir hei d’Stüehl vürezoge u si abghocket. Du isch er erwachet u het gseit: „Ee, jetz han i en arige Traum gha. I bi amene Bach gsi u ha ei Alauf um dr anger gno, für drüber übere z’gumpe; aber i ha’s nid gwogt u ha’s nid gwogt. I bi bachnass vor Angscht.“ Mir hei enangere agluegt u weneli u nid viel druf gseit.

Wie wär es ächtert cho, we ’s Liecht über e Bach übere cho wär u nümme zrugg möge hätt?

Die Vorstellung vom Wesen der Seele, wie sie die Sage vom „arigen“ Licht enthält, beruht auf uralten Vorstellungen: Im Menschen lebt ein merkwürdiges, schattenhaftes Wesen; es zeigt sich selten; aber während des Schlafes vermag es sich vom Körper zu lösen. Es begibt sich auf die Wanderung und erlebt merkwürdige Dinge. Dann begibt es sich wieder zurück in den Leib, und Leben und Bewegung kehren wieder.
Das merkwürdige Wesen, das in Erscheinung tritt, ist die Seele des Menschen; das Erlebnis der Seele ist der Traum des Menschen.

Während des Umherschweifens liegt der Mensch ohne Bewegung und Leben; die Seele, die Leben und Bewegung gibt, ist fortgegangen. Es kann aber geschehen, dass die Seele den Rückweg in den Leib nicht mehr findet; dann kehrt auch das Leben nicht wieder; der Mensch ist gestorben.
Die Sage führt uns weit in die Vorgeschichte der Menschheit zurück, in ihre Kindheit; sie führt uns aber auch zu allen Völkern. Die Vorstellung entsprang aus der Beobachtung des Lebens, aus der Deutung von Schlaf, Traum und Tod; das menschliche Denken beruht überall auf den gleichen Gesetzen, die bei allen Völkern die Entstehung gleicher Vorstellungen bedingen.
Selten aber tritt die Seele als Licht in Erscheinung, das sich vom Körper löst und auf die Wanderung begibt. Die Art der Erscheinung erinnert an die Vorstellung, sich die Seele als irgend ein schnelles, behendes und leicht bewegliches Tierchen zu denken.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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