Strebelstaude zu Königsfelden

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Auf den grossen Kornfeldern bei Windisch wurde Kaiser Albrecht durch seinen Neffen Johann und dessen Mitverschworene ermordet; sie liessen den vom Pferde Gehauenen liegen und entflohen. Im Schoose eines armen Weibes, einer Landstürzerin, die aus dem Städtchen Brugg gegangen kam, gab er hier den Geist auf.

Seine Wittwe Elisabeth und seine Schwester Agnes, die Wittwe des Ungarnkönigs Andreas, errichteten an dieser Unheilsstelle vorerst eine Kapelle mit einem Häuschen und übergaben Beides zweien Waldbrüdern zur Aufsicht. Der eine war Bruder Klaus von Bischofszell; der andere Berchtold Strebel von Oftringen. Dieser war ein waghalsiger Ritter und König Rudolfs Freund gewesen, nach dessen Tode aber Franziskaner geworden. Während die beiden Klausner hier für des Kaisers Seele beteten, vollzogen dessen Frau und Schwester jene fürchterliche Blutrache, in der so viele Schuldige und Unschuldige hingeschlachtet wurden, dass der Aargau und Zürichgau lange darnach voll menschenleerer Burgen stand. Zwei Jahre darauf erschienen die zwei Frauen wieder, und legten den ersten Stein zum grossen Gotteshause und den zwei dazu gehörenden Klöstern von Königsfelden, deren Trümmer heute noch stehen. Diesem stolzen Bau musste die kleine Zelle der Waldbrüder weichen.

Gerade als Agnes den Grund ausebnen ließ, um den neuen Fronaltar darauf zu setzen, trat Strebel zur Königin und prophezeite ihr, dass dieser Neubau nur so lange dauern würde, als die grosse Haselstaude leben werde, die hier an seiner eingerissenen Zelle stand. Man schonte sie. Die Staude dauerte bis ins Jahr 1520 und hiess die Berchtoldenstaude. Mit ehrfürchtiger Scheu war sie von allem Landvolke betrachtet. Man hatte sie dem Reformator H. Bullinger noch in seiner Kindheit gezeigt. (Tschudi 1, 252.) Da verdorrte sie sichtlich. Schon vier Jahre später entsprangen die Ordensleute aus dem Kloster; noch vier Jahre, und die reformierenden Berner hatten aus allen Gebäuden der aufgehobenen Abtei eine Hofmeierei gemacht. - „Wie der Bruder geweissaget, also ist vielvermeldete Stiftung im Jahre Christi 1528 zu nütti worden.“ H. Bullinger, Chron. Tigur. I. lib. 7. cap. 9. Endlich fielen die Franzosen ins Land und brauchten die Räume als Lazareth; das Uebrige verfiel und verbrannte, der letzte noch erhaltene Flügel ist nun ein Irrenhaus. Vgl. Abthl. XII, No. 500. 501: Bruderhöhle bei Brugg an der Aare.

Band 1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 66

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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