Der Lochluegenjäger

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Am Wege vom Dorfe Leerau nach Staffelbach liegt westlich der Grossstein, östlich eine muldenförmige Thalsenkung, die Lochluege. Dorten auf einem Hügel, welcher Schlosshubel heisst, soll einst eine Ritterburg gestanden haben und ihr letzter Besitzer, der diesen Platz in schlimmen Ruf gebracht hat, ist der Lochluegenjäger. Bald sieht man um den Kopf des Hügels ein blaues Räuchlein sich dehnen, und dies deutet auf schlechtes Wetter; bald begegnet denen, die hier durch müssen, der Burggeist selber. Er ist in Frickthaler-Tracht gekleidet, die hier auf viele Stunden weit nicht üblich ist, nämlich in einen langflügeligen grünen Tuchrock mit grossknöpfiger rother Weste.

Ein Mädchen, das vor etlichen Jahren hier allein auf dem Wege war, meinte in der Gegend des Esterli, wo der Leerauer- und der Staffelbacher-Gemeindebann sich scheiden, mit jedem Schritte in tiefem Laub und Heidekraut einzusinken, so sehr raschelte und rauschte es um sie, und doch stand sie allenthalben auf nacktem, kahlem Boden. Angstvoll hebt sie die Füsse höher und beginnt zu springen, aber auch das Rauschen wird um so ärger und nur mit Noth kommt sie von der Stelle.

Ähnlich ergieng's hier auch einem Burschen, welcher Mehl aus der Mühle geholt hatte und auf einem zweiräderigen Karren vorbeiführte. Hier deuchte es ihm, sein Karren ziehe sich plötzlich so leicht. Er blickt um, da hilft ein Mann, von dem er vorher nichts bemerkt hat, ihm hinten den Mehlkarren stossen; er ist ganz in Rübeli gekleidet, nämlich in grünen Baumwollensammet, den man häufig zu Hose, Spenzer und Weste zusammen wählt, und auf dem Kopfe hat er einen hohen schwarzen Strohhut. Der Bursche wagt nicht, etwas zu sagen, auch der Grüne spricht nichts. Nach einer Weile wird die Last wieder schwerer, der Ziehende schaut wieder um, da ist der Rübelimann verschwunden. Jetzt erst standen ihm die Haare zu Berge. Aber gethan hat es ihm nichts.

Schlechter bekam's einem andern. An derselben Stelle sperrte ihm ein mächtiges Schwein mit rasselnden Borsten den Weg. Er wollte schon umwenden, denn zum Ausweichen ist das Gelände zu enge und das Thier mit seiner blutunterlaufenen Haut sah ihm zu wildfremd aus. Da schnurrte das Ungethüm grunzend an ihm vorbei und hinterliess ihm nichts als einen tüchtig geschwollenen Kopf.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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