Der alte Joggeligeist in Sarmenstorf

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Als die Franzosen in die Schweiz einfielen und im Freienamte plünderten, kam eine Nonne aus dem Kloster Fahr nach Sarmenstorf zu ihrem Vetter geflüchtet, den man den alten Joggeli hiess. Sie brachte eine grosse Summe Geldes aus dem Klostervermögen mit, gab es dem Alten in Verwahrung und blieb bei ihm, bis der Krieg wieder ein Ende nahm. Aber da sie nun nach Fahr zurückkehren und das gerettete Klostervermögen mit sich nehmen wollte, leugnete der Vetter geradezu, jemals Geld von ihr in Verwahrung genommen zu haben. Niemand war zugegen gewesen, als Joggeli das Geld behändigt hatte, niemand wusste davon; so konnte man ihm also nichts anhaben, und die Klosterfrau ging leer in ihren Konvent zurück.

Jetzt lebte der Betrüger hoch und herrlich und ritt, anstatt zu arbeiten, alle Zeit in der Umgegend herum. Den Leuten kam's seltsam genug vor, dass er so schnell reich geworden sein sollte und kurz vorher sich kaum durchzubringen vermocht hatte. Allein sie mussten schweigen.

Plötzlich starb er mitten im Wohlleben. In der zweiten Nacht, da er verschieden war, begann er sein eignes Haus so zu beunruhigen, dass niemand drinnen ein Auge zutun konnte. Er schleifte alle Ketten aus der Scheune ins Wohnhaus herüber und schleppte sie Stiegen auf und Stiegen ab. Dann öffnete er die Kammertüren und warf die Leute gewaltsam aus dem Bette. Kein Dienstbote wollte nun hier weiter im Hause sein, kein Knecht mehr nur in die Scheune gehen. Denn wenn man bei Nacht auf den Heuboden steigen sollte, so löschte er den Dienstboten die Laterne aus, und machten sie sich nicht schnell weg, so warf er sie in die Tenne hinunter. Endlich liess man einen Kapuziner kommen, um ihn beschwören zu lassen. Dabei erschien der Geist in einem langen schwarzen Rocke und einem besonders grossen Hut; gar seltsame und freche Reden soll er mit dem Kapuziner geführt haben. Gleichwohl ist er zuletzt in einen Estrichwinkel hinein beschworen worden. Nun beschäftigt er sich noch damit, das Scheunentor zur Unzeit zu öffnen und in seiner schwarzen Gestalt darunter zu treten.

Quelle: E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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