Die Sträggele - Vernaleken

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Im Kanton Zug nennt man eine hässliche, zerzauste Weibsperson eine Strägele (Sträggele). Im sogenannten Bauernlande, in Cham und Hünenberg geht die Sage unter den Spinnerinnen: Wer im Spätjahr bis zu Weihnachts-Fronfasten nicht zehn Haspelten Garn gesponnen hat, den holt die Strägele.

Eine Bäuerin hatte ein hübsches Töchterchen, das immer lieber durch die Fenster und in den Spiegel guckte oder im Hause herumtrippelte, als am Spinnrade sass. Um es zu besserem Fleisse anzuspornen, drohte ihm die Mutter öfters mit der Strägele, wofern bis zur nächsten Fronfasten die zehn Haspelten nicht fertig gesponnen wären. Eines Tages, als das Mädchen wieder sehr nachlässig im Spinnen war, wollte die Mutter ihrer Drohung noch mehr Nachdruck geben, indem sie sagte: "Heute Abend muss dich die Strägele holen!" Die Kleine lächelte ungläubig. Inzwischen ward mit einem Knechte verabredet, dass er nach Einbruch der Nacht auf ein gewisses Zeichen vor das Haus hinausgehen und am Fenster pochend mit veränderter Stimme das Kind verlangen solle. Abends darauf, als dieser bereits hinausgegangen war, um sich zur Ausführung des verabredeten Spieles zu bereiten, kam jemand an das Fenster und forderte die Herausgabe des versprochenen Kindes. Dieses gerät in Schrecken und verspricht unter Weinen und Händeringen, sich zu bessern. Allein die Stimme am Fenster forderte dringender, und so ward das jammernde Kind durch's Fenster dem vermeintlichen Knecht in die Arme geschoben.

Kaum war das Fenster geschlossen.so pochte es wieder am Fenster, und nun war es wirklich der Knecht, der mit verstellter Stimme die unfleissige Spinnerin abforderte. Die Mutter erschrickt nun selbst, öffnet das Fenster, fragt den Harrenden, ob er das Mädchen nicht gesehen habe; aber der weiss nichts von dem Vorgefallenen. Als sie nun stille horchen, vernehmen sie von fern her aus den

Lüften das Jammergeschrei des ausgelieferten Mädchens. Es war zu spät. Die Strägele hatte es wirklich geholt. Des andern Tages fand man in der Nähe noch die abgerissenen Haarzöpfe der verlorenen Kleinen. Wenn man heute noch um die Fronfastenzeit von einer Waldschlucht her ein seltsames Rauschen vernimmt, so heisst es: die Strägele ist wieder im Lande.

Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch

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