Zwerge wetterkündend 

Land: Schweiz
Region: Brugg
Kategorie: Sage

Noch vor einem Menschenalter waren in dem Bergdörflein Oberflachs, Bezirks Brugg, die freundlichen Erdmännchen der allgemeine Gegenstand der Gespräche. In einer Sandsteinhöhle hatten sie ihr Wesen, die oben in den Rebbergen des Schlosses Castelen liegt, wo der berühmte Landwein Casteler wächst. Das Bächlein, das aus dieser Höhle herunter fliesst, leiteten sie sorgfältig neben Acker und Weinberg vorbei, dass es in seinem Anschwellen bei Regengüssen schadlos bergab ging und das fruchtbare Erdreich nicht mit wegschwemmte. Tagtäglich kamen sie ins Dorf herunter in verschiedene Häuser und arbeiteten den Leuten im Stalle, oder hüteten ihnen daheim die Kinder, während dem der Bauer draussen ans dem Felde zu schaffen hatte. Da hatte einst ein reicher Oberflachser sich Dünne gebacken, nämlich solcherlei flachgewirkelte Brotkuchen, die man mit Rahm und Speckwürfeln belegt; und nun als eben die Kleinen auf Besuch bei ihm eintraten, schob der Nimmersatt die noch nicht aufgegessenen Stücke schnell unter die Decke des nebenan stehenden Bettes. Aber die Männchen hatten es doch schon gesehen und verliessen diesmal um so eher den unappetitlichen Geizhals. Das war dem eben recht, ungestört ging er gleich wieder hinter seine Kuchen her.

Allein was zog er nun aus dem Bette? An der Stelle seiner Dünnen fand er bloss alte Schuhsohlen und Lederschnitzel.

Anderwärts trieben sie den Leuten das Vieh auf die Weide, und das taten sie am längsten, so lange bis im Dorfe die erste ABC-Schule errichtet worden ist. Da haben die bösen Schulbuben mit Steinen nach ihnen geworfen, und seitdem gehen sie keinen Schritt mehr ins Dorf. Hie und da kann etwa noch einer im Wald oben ein solches Männchen von ferne erblicken; das ist aber dann kein gutes Zeichen, denn es geschieht immer zu der Zeit, wo ein Hochgewitter bevorsteht. Und da kommt dann der anschwellende Wildbach schonungslos über Acker und Rebberg herunter geflossen.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.1, Leipzig 1962

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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