Von den Venedigern auf Casanna

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Auf der Alp Casanna im Prättigau und in der Umgebung der Alp enthielt das Gebirg viel Mineral und namentlich Goldadern. Einst flüchtete sich ein Hirt bei einem Ungewitter in eine Höhle und blieb dort sitzen, bis der Himmel wieder aufheiterte. Als er zu den übrigen Hirten kam, bemerkten diese auf seinem Hute glänzende, gelbe Tröpflein gediegenen Goldes. Er kehrte dann in die Höhle zurück und nahm von dem Golde, das dort zu Tage lag und kehrte auch zum zweitenmale wieder und nahm davon. Als er zum drittenmale kam, konnte er die Höhle nicht mehr finden und eine Stimme rief ihm zu: „Sei jetzt zufrieden mit dem was du hast; halte redlich Haus, so wirst du mit deinen Nachkommen genug haben."

Vor Zeiten kamen im Sommer viele Italiener in Bettlerkleidung in diese und andere Alpen und suchten Gold. So geschah es einmal, dass ein Hirt einen solchen, der öfters in die Nähe seiner Herde kam, tüchtig peitschte. In spätern Jahren kam dieser Hirt in das Venezianische, wohin die Bündner damals sehr häufig auswanderten und Handel trieben. Da redete ihn ein vornehm gekleideter Herr an und fragte ihn, ob er nicht einmal auf der Alp Casanna einen Italiener geschlagen habe. Der Prättigauer läugnete es anfänglich, der Herr aber versicherte ihm, es solle ihm deshalb nichts geschehen, und nun gestand er es. Der Herr erzählte ihm, er habe dort Gold gesucht und gefunden und sei jetzt ein reicher Mann, auch bewirtete er ihn drei Tage lang fürstlich und beschenkte ihn noch bei seiner Abreise.

Vor mehr als 100 Jahren grub man auf Anraten und unter Mitwirken eines „laufenden Schülers" in der Alp Casanna nach Gold. Als man bereits eine ziemliche Grube ausgeschaufelt hatte, bezeichnete der „laufende Schüler" einen Tag, an welchem ein Weib kommen werde, um in die Grube hineinzuschauen. Gelinge ihr dies, so werde die Grube zusammenfallen und man werde kein Gold finden. Er zog einen Kreis um die Grube und hieß die Grabenden an jenem Tage Wache halten. Einer derselben blieb daher vor der Grube. Da kam wirklich ein Weib mit aufgeflochtenen Zöpfen und eilte der Grube zu. Der Mann eilte ihr entgegen und wollte sie zurückhalten, allein sie entwand sich ihm und sprang an den Rand der Grube und blickte hinein. Augenblicklich fing es an zu krachen, die Grube fiel zusammen und die Grabenden retteten mit genauer Not ihr Leben. Der Mann hatte in dem Weibe eine bekannte Frau der Umgegend erkannt, die in dem Verdachte der Hexerei stund.

Theodor Vernaleken: Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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