Die drei Brüder

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Es war einmal ein König, drunten, in einer grossen Ebene, dessen Reich erstreckte sich bis ans Meer. Aber er war alt und konnte nicht mehr regieren. Deshalb liess er seine drei Söhne kommen und sagte zu ihnen: «Wer mir in drei Tagen den schönsten Wagen bringt, der wird mein Nachfolger!»

Von den drei Söhnen galt der Jüngste als einfältig. Die beiden Älteren, die nichts mit diesem Dummkopf zu tun haben wollten, gingen ohne ihn weg.

Langsam ging der Dummkopf in den Wald hinaus, und bald wurde er müde. Da er Hunger hatte, nahm er Brot und Käse hervor und begann zu essen. Da kam ein armer alter Mann mit einem grauen Hut und einem weiten Mantel zu ihm und bettelte um etwas zu essen. Gutherzig gab der Bursche ihm von seinem Brot und seinem Käse. Der alte Mann ass und sagte: «Ich weiss schon, was du dem Vater bringen musst, schlaf du nur hier, bis ich dich rufe, deinen Wagen will ich dir inzwischen besorgen!» Der Prinz hat ganz lange geschlafen, und als er aufwacht, steht ein Prachtswagen neben ihm. Voller Freude ist er mit dem Wagen zu seinem Vater. Aber die andern zwei haben nicht einmal die Räder an ihren Wagen fertiggebracht. Jetzt will der Vater das Königreich seinem jüngsten Sohn übergeben, aber die andern zwei weinen und betteln, bis der Vater ihnen eine zweite Aufgabe stellt.

Er gibt jedem Sohn eine Strähne Flachs und verspricht dem das Königreich, der ihn am besten verspinne. Diesmal geht jeder Bruder seinen eigenen Weg. Der Jüngste ist in den Wald hinaus; dort setzt er sich mit seinem Flachs an einen Teich und fängt an zu weinen. Plötzlich schaut ein Frosch aus dem Wasser und fragt: «Was weinst du, du armer Tropf?» Der Prinz erzählt seine Geschichte, und der Frosch antwortet: «Das will ich schon in Ordnung bringen, mach dir keine Sorgen und wirf den Flachs in den Teich!» Das hat der Bursche getan, und als er sich wieder hinlegt, schläft er ein. Bald wirft das Wasser Wellen, und als er aufwacht, findet er neben sich das schönste Goldgarn. Glücklich und fröhlich geht der Bursche schnurstracks nach Hause. Sein Garn ist weitaus schöner als das seiner Brüder.

Nach langem Betteln und Drängen der zwei andern Brüder erhalten sie eine dritte Aufgabe. Der König schwört, dass der, welcher die schönste Frau bekomme, sein Nachfolger sein soll Diesmal geht der Bursche, ohne viel nachzudenken, in den Wald und setzt sich an den Teich. Als der Frosch aus dem Wasser kommt, fragt er den Burschen, was er habe. Doch jetzt glaubt der Bursche, dass der gute Frosch ihm nicht helfen könne, und er will nichts sagen. Endlich erzählt er die Sache dem Frosch. «Du musst mir nur einen Kuss geben», sagt da der Frosch, «das andere kommt von allein!» Das macht er, und der Frosch verwandelt sich in das schönste Mädchen, das man sich vorstellen kann.

Ganz verrückt vor Freude ging er mit seinem Schatz zum König, und der gab ihm die Krone. Und sie lebten fröhlich und vergnügt viele Tage und Jahre, bis sie in den heiligen Himmel kamen.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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