Der Vogel, der goldene Eier legt

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Nicht weit weg von einer grossen Stadt lebte ein armer Mann. Der mühte sich mit Besenbinden ab und brachte so seine Familie durch. Er hatte zwei Buben, und die fanden eines Tages ein Nest mit goldenen Eiern. Und bald konnten sie auch den Vogel fangen, der goldene Eier legt. Voller Freude brachten die Burschen die goldenen Eier und den Vogel ihrem Vater. Der ging in die Stadt zu einem Goldschmied, und dieser schaute die Eier an und sagte, wenn er ihm den Vogel gebe, so wolle er ihn und seine ganze Familie ernähren; sie müssten nichts arbeiten. Da zog die ganze Familie in die Stadt, und sie hatten gute Tage beim Goldschmied.

Aber eines Tages hörte der Goldschmied den Vogel singen: «Wer mich tötet und mein Hirn isst, wird König, und wer mein Herz isst, bekommt täglich hundert Dukaten!»

Von der Habgier getrieben, tötete der Goldschmied den Vogel und legte ihn zum Braten in die Pfanne. Die beiden Buben des Besenbinders aber kamen dahinter und nahmen den Vogel aus der Pfanne. Der Jüngere ass das Hirn, der Ältere das Herz. Als der Goldschmied dies merkte, setzte er den Besenbinder samt seiner Familie auf die Strasse. Jetzt waren sie wieder im Elend, und die beiden Söhne mussten in die Fremde, um zu verdienen.

Der Jüngere kam in eine grosse Stadt, wo der König vor ein paar Tagen gestorben war. Und König konnte der werden, welcher am nächsten Tag am schnellsten auf dem heiligen Berg oben sei. Da er ein schöner Kerl war, gaben sie ihm auch ein Pferd. Und siehe da! Am andern Morgen löste er die Aufgabe am schnellsten und war von allen Burschen zuerst auf dem grossen Berg oben. Nun setzten sie ihm eine goldene Krone auf, zogen ihm einen roten Mantel an und begleiteten ihn mit Pfeifern und Trommlern zum Schloss des Königs.

Am andern Tag liess er seine Eltern kommen, und er regierte viele Tage und Jahre gut und gerecht.

Der ältere Bruder aber nahm einen andern Weg. Und nachdem er am ersten Abend in einem Wirtshaus geschlafen hatte, fand er am Morgen hundert Dukaten unter dem Kissen. Da die Dukaten täglich kamen, heiratete er die reiche Wirtstochter und ging zu seinem Bruder. Der machte ihn zum General seiner Truppen.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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