Die sieben Fräulein

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Einmal nach einem grossen Krieg zogen sieben Soldaten in der Welt herum. Sie hatten wenig Geld im Beutel und Hunger im Bauch. Deshalb betraten sie ein altes und wüstes Schloss, um zu betteln. Auf dem Flur des Schlosses war nichts zu hören, und als sie mutig in die grosse Stube gingen, war da auch niemand. Sie schauten reihum in alle Zimmer, aber nirgends war jemand da. Endlich kamen sie in ein Zimmer, wo sie einen Tisch fanden, der mit allen möglichen guten Speisen und feinen Weinen gedeckt war. Sie assen und tranken und hatten es lustig. Als sie müde wurden, legten sie sich in die sieben Betten, die in einem andern Zimmer waren und wie für sie bereit standen.

Spät in der Nacht aber hörten sie einen Lärm, und als sie aufwachten, hatte jeder neben sich ein Mädchen liegen. Und die sagten, während der Nacht dürften sie sie weder anschauen noch berühren, sie könnten im Schloss bleiben, und sie sollten gut und reichlich zu essen haben. Könnten sie es ein Jahr und zwei Tage lang aushalten, ohne sie nachts anzuschauen und zu berühren, so seien sie vom Zauber erlöst, der sie tagsüber plage, und sie wollten sie belohnen. Die Soldaten versprachen, alles zu tun, was sie verlangten, und sie blieben ein ganzes Jahr im Schloss, ohne sie anzuschauen.

Während des Tages gingen die Mädchen fort und kehrten abends zurück. Da machte der böse Zauber, dass die Soldaten nach einem Jahr und einem Tag auf die Jagd gingen. Mitten im Wald aber sahen die Jäger neben einem See sieben Schweine mit weissen Füssen. Die flüchteten, als sie die Soldaten sahen, in den See. «Das sind sicher unsere Fräulein!» sagten sie zueinander, und die Soldaten beschlossen, am nächsten Abend heimlich zu schauen, wie die Mädchen aussahen.

Gesagt - getan! In der folgenden Nacht schlug einer plötzlich Feuer, und die Soldaten sahen, dass die Mädchen Schweinsfüsse hatten, ganz weisse.

Die Mädchen standen sofort auf, verfluchten die neugierigen Soldaten und gingen zur Türe hinaus. Am andern Morgen wachten dann die Soldaten erst spät an einem ganz andern Ort auf, und sie fanden das Schloss mit dem reich gedeckten Tisch nie mehr.

Aber ein anderer Soldat gelangte ein Jahr später auch in das Schloss der sieben Fräulein. In der Nacht kam auch eine der jungen Frauen zu ihm und erzählte, wie man alle sieben erlösen könne. Dieser Soldat hielt es aus, die Mädchen weder anzuschauen noch zu berühren, und nach einem Jahr und zwei Tagen kamen alle zu ihm, sie dankten ihm, weil er sie erlöst hatte, und schenkten ihm das Schloss mit allem, was drin war. Sie sagten auch, er könne eine von ihnen zur Frau nehmen. Das tat er, und er nahm die, welche zuerst zu ihm gekommen war. Sind die beiden nicht tot, so leben sie heute noch!

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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