Der Tod als Pate

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Es war einmal in einem Dorf ein Mann, der hatte sehr viele Kinder. Er wusste nicht, wo er noch einen Paten finden könnte, denn die Leute vom Dorf waren alle schon drangekommen. Einmal ging er in ein anderes Dorf, um einen Paten zu suchen. Hier begegnete er einem alten Mann; der fragte ihn, wohin er gehe. «Oh, ich muss einen Paten für mein Kind suchen.» «Ich will schon Pate sein», sagte der alte Mann. Aber der Vater sagte, er sei zu alt und ging weiter.

Bald darauf begegnete er einem Herrn, der war ganz in Grün gekleidet, es war der Teufel. Auch er trug sich an, Pate zu sein, doch der Mann wollte nichts von ihm wissen und ging weiter.

Da begegnete er dem Tod. Der fragte ihn, wohin er gehe. Und als er geantwortet hatte, sagte der Tod, er wolle schon Pate sein. Dem Mann war dies recht.

Nach der Taufe nahm der Tod den Vater des Kindes auf die Seite und sagte zu ihm: « Grosse Geschenke kann ich nicht machen, aber einen Rat will ich dir geben. Das Patenkind soll Arzt werden, und wenn jemand krank ist, so soll er auf die Wiesen gehen und Teekräuter sammeln. Sobald er ins Zimmer eines Kranken geht, wird er den Tod sehen. Steht er oben am Kopf des Kranken, so wird der sterben, steht er unten an den Füssen, so wird er gesund. Aber er soll trotzdem ein wenig Tee geben, um den Kranken zufriedenzustellen.»

Der Mann befolgte den Rat und liess den Sohn Arzt werden. Der Tod hielt sein Versprechen, und sein Patensohn wusste immer, wer sterben musste und wer nicht. Er war ein sehr begehrter Arzt.

Aber nach einigen Jahren wurde er selber krank, und der Tod stand oben am Kopf. Er hatte Angst, sterben zu müssen. Da rief er seine Frau und sagte, sie solle das Bett kehren. Nun war der Tod an den Füssen unten. Er wurde wieder gesund und konnte noch viele Tage und Jahre Arzt sein.

Dann wurde er wieder krank, und der Tod stand oben am Kopf. Auch diesmal liess er das Bett kehren, aber es nützte nichts mehr. Der Tod sagte: «Oh, diesmal musst du sterben!» Da musste er sterben.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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