Der Laubsberg liegt nördlich vom Dorfe Seon im Hallwiler Seetale. Einige kaum noch bemerkbare Trümmer einer zerstörten Burg stehen im Buschwerke umher, im Innern des Berges aber ist viel Geld verborgen, das alle hundert Jahre einmal von einer Jungfrau auf weißen Tüchern gesonnt wird. Könnte Jemand sie zu dieser Frist erlösen, so wäre alles Geld sein.
Ein armer Mann ging einst an der Stelle vorbei und erblickte die Jungfrau, wie sie wirklich neben dem blanken Gelde in der Sonne saß. Er lief hinzu und bat sie zutraulich um ein paar Rappen. Ihre Antwort war: Gehe auf die Straße drüben zurück, lauf dann so schnell als möglich bergauf bis zu diesem Baum, verwende aber im Hin-und Herlaufen kein Auge von mir, und wenn du dies vollbringst, so bin ich erlöst und all das Geld ist dein!
Der Mann tat also, behielt die Jungfrau fest im Auge, lief rückwärts bergab bis an den Weg hinüber, streckte noch einmal treulich den Hals nach ihr empor, da trat er falsch und lag rückwärts im Graben. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war sein erster Blick nach der Höhe, aber Jungfrau, Tücher und Geld waren zusammen verschwunden. Seitdem haust sie zwar noch dort, läßt sich aber nicht mehr blicken, sondern gibt sich nur bisweilen durch ein Klopfen und Poltern im Innern des Berges kund.
(Seminarist Joh. R. Suter v. Seon.)
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch