Der eingeklemmte Stein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Wenn man vom Wallfahrtsorte Niederrickenbach, Gemeinde Stans, dem Berg entlang über einen Waldbach, durch Wald und Wasseneggli nach Oberrickenbach geht, Gemeinde Wolfenschiessen, so kommt man auf diesem oft gefährlichen Wege ob dem Dorfe Wolfenschiessen an einen Ort, wo man unter dem Wege einen sehr grossen Stein, ein wahres Felsenstück (wie ein kleines Berghäuschen) eingeklemmt findet zwischen zwei andern, sonst wie geschlossenen und festen Felswänden. - Wenn man auch unten im Tal hinter dem Dorf Wolfenschiessen seinen Weg fortsetzt nach Engelberg, so sieht man, seine Augen links richtend und die Mitte dieses Gebirges betrachtend, dieses so eingeklemmte Felsenstück. - Und man muss sich wahrhaft verwundern, dass sowohl dieser grosse Stein bei einem Erdbeben, Ungewitter oder Wolkenbruche vom Bergesgipfel herab gerade diese Richtung nahm, und keine andere, und dass er auch so schön in diese, hier sich teilende Felsenwand (Schratten) passte, und dass endlich die beiden ihm entgegenstehenden Felsenwände ihn aufnahmen, seinen Druck aushalten konnten und nicht zerbrachen.

Bei einem schrecklichen Ungewitter in diesen Bergen wollte einst eine Hexe diesen Stein auf die Wiesen hinter dem Dorfe Wolfenschiesen hinunterlassen und mit selbem viel Unglück, Erdlawinen, Ribenen, Erdrütsche, Verheerungen, Zank und Streit, Fluchen und Schwören anrichten.  Aber der Sigrist von Wolfenschiessen läutete bei Ungewittern gar fleissig das Glöcklein im Beinhause, und dieses Glöcklein ist eigens und absonderlich geweiht gegen Hexen, Zauberinnen, Unholden, böse Leute, gegen Ungewitter und alle Machinationen der Hölle und des „Pfütüfels". - Als nun das Glöcklein läutete und die Menschen beteten, wurde der herabfallende Stein eingeklemmt (wie gesagt), die Hexe aber hatte hoch oben am Berge in den Stein einen Eisenkeil und an ihm einen Eisenring eingeschlagen (einen Guntel), am Eisenring ein starkes Seil (wie unsere Bauern in Winter am Holze, an den Stämmen, Träm, Saghölzern) so leitete sie hinten am Stein, am Seile zeihend am Lauf des Steines. Da nun beim Schalle des Glöckleins der Stein eingeklemmt wurde, zog die Hexe, weiter oben, im engen Wege stehend, aus Leibeskräften am Stein. - Aber o je! - der Guntel riss aus, die Hexe

fiel rücklings zu Boden, und ihr Zauber hatte ein Ende.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

 

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