Die Mühlibach-Dame

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Der Mühlibach hat seinen Ursprung auf dem Geisboden und ergiesst sich durch ein wildes Waldtobel über Felsenabhänge gegen Oberwil hin in den Zugersee. Vor Zeiten soll ein Bauernmädchen, das in Zug diente, sein Kind in den Abgrund des Mühlibachs geschleudert haben. Nach ihrem Tode erschien die Mörderin oft in mitternächtlicher Stunde als eine fein geputzte Frauengestalt in ländlicher Tracht mit doppelrösiger Haarnadel, besonders jungen Burschen, welche ihre nächtlichen Besuche spät in die Nähe des Geisbodens führten. Sie war in einen gewissen Umkreis bis in die Nähe von Oberwil eingebannt. Am Mühlibach war ein grosser, abgeplatteter Stein, wo man sie zuweilen bei hellem Tage waschen wollte gesehen haben. Einem frechen Burschen von Oberwil fiel eines Tages ein, diesen Stein zu beschmutzen. In der folgenden Nacht, als er unruhig wegen der begangenen Tat zu Bette lag, ward Schlag zwölf Uhr an seine Haustüre gepocht und als der Erschrockene durch das Fenster sah, erblickte er die leibhaftige Mühlibachdame, welche ihm drohend befahl, alsogleich nach der bewussten Stelle zu gehen um den Stein zu reinigen. Sie versprach ihm Sicherheit, sofern er gehorche und so machte sich der Geängstigte auf den Weg, reinigte mit klopfendem Herzen den Stein der Damenwäsche und kam, ohne das Gespenst wieder zu erblicken, in seine Wohnung zurück.

Noch in jüngster Zeit wollen zwei vom Walchwilerberg sie gesehen haben, von denen der eine, umsonst gewarnt, um Mitternacht über den Geisboden ging und beim Anblick des Gespenstes mehrere Minuten lang vor Schrecken nicht von der Stelle weichen konnte und in Folge dessen auf längere Zeit erkrankte. Unterhalb dem Geisboden ist ein Gut, Widishof. Dort wachten einige in später Nacht einer Kuh. Da fiel einem ein, der Dame zu spotten, ging hinaus in die dunkle Nacht und rief gegen den Bach hin: „Mühlibachdame, chum, wenn's neumis mit d'r ischst!" Kaum hatte er sich in den Stall zurückgeflüchtet, erzitterte das Gebäude von einem gewaltig an die Türe hingeschleuderten Steine.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

 

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