Der Pimpernussbaum auf Bösegg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Eine gute halbe Stunde südlich von Willisau liegt auf einem Bergrücken der Bauernhof Bösegg. Von hier begaben sich einmal der Bauer samt Frau und Sohn auf die Pilgerfahrt nach Sankt Jakob. Sie betraten unterwegs in einer Stadt eine Herberge; es wohnte aber daselbst ein böser Wirth. Er schob heimlich in die Reisetasche des Sohnes einen goldenen Becher, liess ihm dann nachsetzen und ihn als Dieb gefangen nehmen und untersuchen. Es konnte ihm nicht geholfen werden, der arme Junge wurde des Diebstahls schuldig verurteilt und dann gehenkt. Der Vater und die Mutter aber wollten dennoch ihr Gelübde erfüllen und zogen traurig fürbass. In Sankt Jakob angekommen, klagten sie dem lieben Heiligen ihre grosse, schwere Not und hörten dann eine gar holdselige, tröstliche Stimme, dass ihr Sohn ihnen wieder gegeben werde. Denn er lebe noch am Galgen, sie möchten nur wieder sich dahin begeben und vorher zum Bischofe gehen dort in der Stadt und ihm solches erzählen. Sie kamen dahin und trafen den Bischof beim Mittagsmahle. Es wurden eben zwei gebratene Hühnchen und ein Güggelchen (Hähnchen) aufgetragen und der Bischof, als er die Erzählung der Pilger vernommen, sagte: „So wenig diese gebratenen Hühnlein sammt dem Güggelchen wieder lebendig werden, so wenig kann euer Sohn noch am Galgen lebend sein.“ Und es lebten die Gebratenen auf und der Sohn, als sie zu ihm kamen, war auch noch am Leben und der Galgen neigte sich sogar und stellte ihn sanft zur Erde nieder. Er war frisch und fröhlich und alle Welt hatte Freude mit ihm. Der böse Wirth kam statt seiner an den Galgen. So reisten des Böseggers freudig nach Hause. Jene zwei Hühnlein aber samt dem Güggelchen wurden in die Kirche gebracht und sie lebten allda und wurden gefüttert. Als drei Jahre um waren, legten sie drei Eier und daraus schloffen zwei junge Hühnchen und ein Hähnchen, die alten aber starben. Und so geht es seither immer fort, alle zwei Jahre legen dort die Hühnchen drei Eier und gehen dann ab, bis auf den heutigen Tag.

Auf jener Pilgerreise hat der Bösegger irgendwo einen Stab von einem Pimpernüsschenbaum geschnitten und ihn daheim in die Erde gesteckt. Er wuchs und die Früchte sind gut gegen Grimmen. In der Nähe wird in einem Kapellchen am Wege auch der heiligen. Erasmus verehrt.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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