Der Teufel als Base

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Der Tifol als Basi

Im Wallis vor weiss Gott wie viele Jahru, ich bi noch a chleine Buob g'si, wa ich va discher altu Zähllata g'hört hä, soll in ar schönu Alpu, wa d'Chieh fast bis an nu Büüch im Chrütt g'wattot und g'nuog Milch und Nutz gigä heint, äuch an erzschlechte Senno, abar äuch grad das Gegunteil, an grundbrave Hirt g'si sy. Wesch im Jahr das meist Unglück heint g'häbet, so ist d'Schuld am böschu Senno g'si, und dass der Segu Gottes no nit völlig g'flieht ist, hät mu dum bravu Hirt zuo schribu miessu. Hät der Hirt wellu betu, so hät der Senno, wenn er oich noch guoter Lunu g'sin ist, g'neitot und g'schlafu; ist er abar lunige und eirichtige g'si, so hät er d'ruber g'spottot und räsonirt. We der Hirt über d's Veeh gibetot und gig'krizgot hät, so hät der Senno g'fluochot — d's Veeh gibriglot und alle Tiflu ubergä; we der Hirt am Morgu und Abu, vor am Bild old Chruzifix schini Andacht verrichtot und darnach mit Wichwasser schich g'segnot hät, so ist der Senno wie d's Veeh ufg'stannu und ga liggu ohni Chriz uud Haaggu — und du Hirt an Pfaff und dumme Tifol g'scholtu; ja nu usg'schoru, dass ers hät fast miessu verbergu und chum Zit g'häbet hät, an guoti Meinig z machu. Und we der Hirt oich hät wellu der Milch sorg hä, damit d'Lit ihri Sach berchome — so hät der Senno ooni Borgu und ooni Gwissu drangitribu; nummu guot essu und trichu, chochu und chiechlinu, d'Nidla obun ab näh, die best Sufi bruchu und darzuo nummu fulenzu wellu — as we ner nur Buch und kei Seel hätti, churz und guot, bloss schiner böschu Natur g'folget, i Wortu und Merku. Ja, er hät sogar mit dum Böschu, Gott b'hietisch derfür, an Pakt g'macht, er welle mu schich mit Hut und Haar ubergä, we der Tifol ihm nummu du Summer durch lä zuocho, was schini Bigirlichkeit wünsche. Mu cha us dem was chunt, schliessu, was er bigehrt hät. «Miessiggang ist aller Laster Afang!» Alls Abmahnu vam bravu Hirt, hät nit verfangu. Einest an am Abund, hät er die schrecklichschtu Wünsch gita. D's Leida, Gott b'hiet isch derfür! hät guoti Ohru, diz Mal, hät er mu nit vergebu g'rieft und schini Hut angibotu. A's schrecklich's Wetter ist entstannu; der Wind hät alli Balgge und Türini angund üf und zuo g'schlagu und durch alli Chleck gipfifot, as wen a schuppu Chatze rawwoti; der Blitz hät Fir g'schlagu und der Donner g'chrachot, dass as Grusu g'sin ist, und g'regnot hät's, as we sus mit Zubru ilöschti. Da hät der Sturm uf einmal d'Hittutür angu nuf g'schreckt — und — Jekos, Maria und Josef! hät der Hirt g'schruwu — was ist das? Mitti in nur offunu Tür — ist as jung's und karjosgikleidots Wibsbild g'stannu — und hinter ihr hät's so starch giblickt (giblizgot) as wes im baru Fir stiehndi — und d'ruf hät's eis uf d's andra gidonot (gidonrot), dass der Bodu gizitrot hät. A schreckliche Uftrit, der ihm hätti söllu zer Wahrnig sy; aber hät lieber Gott, bi ihm kei Indruck agmacht. Derwil der Hirt gibetot hät und mu vor Chlupf di Bei wie an Treta gigangu sind, ist der Senno mir und dier nit, freudig, wie an ar bikanntu Persoh entgegu gigangu, und hät scha frindlich in d'Hitta, zum Fir zuo gfiehrt. Wesch dum Hirt gnochet hät, so ist mu z'chalt und z'heiss cho, und ist ra us um Weg g'flieht, so g'schwind er hät mögu. Der Sennu hät ra zwar immer Basi g'seit, aber dum Hirt ist schi fir cho, as wes der lebendig Tifol wäri, de so hübschi und reizundi G'stalt schi hät ghäbet, so hät schi doch as uheimlichs G'sicht und Oigu wie gliehendi Chole g'häbet, b'sonders, we schi schich gegu du Hirt kehrt hät — aber gegu du Senno hätti kei Hex verführerischer sich zeichu chenne. O armi Fleiga, di höllisch Spinna hät dich scho ingletschot und in ihr Wub gizogu, du bist ufehlbar verloru; so hät der Hirt z'ihm selber gideicht. — «Will di hinacht hie blibu?», hät der Hirt g'frägt. «Was anderst», hät der Senno g'antwortot. Hirt:

«Aber wa ga schlafu?» — Senno: «Das fräg, da wa wier!» — Hirt: «Da ga nich in d'Schir ga schlafu.» — Senno: «Und nimmst alle g'segnote Grimpol mit dir, uf das mini Basi nit viel hät». — Am Nachtag ist die Basi niene umha g'si, und vor der Hütta, hät as Chruzifix und d's Wichwasserg'schirr g'legu, dem der Senno d's heilig Grimpol g'seit hät, der schiner Basi im Weg g'si ist: «Ja, ja», hät der Hirt z'ihm selber gideicht, «entweders ist schini Basi a Hex oder der Tifol selber; de numu sottigi, chönnunt d's Heiliga und d's G'segnata nit lidu. Ja, ja, fir a churzi Zit, hät der Senno jez was er wellu hät, aber dar nah welti mu nit tüschu, b'hiet mi Gott derfür!» Von da — ist schi alli Abund, heimlich wie a Nachtgschiwwata in d'Hütta zum Senno g'huschot und am Morgu ebu so uheimlich verschwunnu. Us dum tägliche Biträgu vam Senno hät mu chennu schliessu, was schini Basi und nächtlichi G'sellschafteri fer eini g'sin ist. We mu der Hirt g'seit hät, er selle schich doch bikehru, jez sys noch Zit; die Zit rücke scho wa schini Hut in die Gerwi miesse; so hät der Senno ihm ins G'sicht g'lachot und nu usg'spottot, er selle mu mit sottigum Pfaffug'schwez schwigu. — Endlich ist der letzte Tag van der Summerig oich cho. Am Vorabuud häts aber es Hexuwetter g'macht, dass mu kei Hund hätti dörfu usjagu. Es ist aber a Wahrnig g'si fer du Senno: «Weisst wer bi nam sotti Wetter cho ist? Das schrecklich Wib, will ebu bi sottigum Wetter verreisu! Und weisst warum schi cho ist? Und was du versprochu häst? Mach dich reisfertig!» — So ist dum Senno fircho, as we ihm jemand das ins Ohr runetti. Ebu da schi mit andre heint wellu ab Alp fahru, ist plötzlich, was du ganz Summer nie g'sche ist — schini Basi in d'Hitta cho. Dum Senno, heint di Bei ang'fangu schlotru und im G'sicht ist er äschubleiche wordu — zum Hirt hätsch g'seit: «Mit dir hä ni nit z'schaffu, du chaist ga — aber ich und der Senno hei noch mit andre z'rechnu, der bleibt hie; und mit dische Wort hätsch nu am Arm ergriffu und ins Stubji g'schreckt und hinter schich di Tür zuog'schlagu. Im nämlichu Oigublick, hät mu as schrecklich's Gipolter und G'hammer und Weh- und Mordio-Gschrei g'hört. Der Hirt hät vor Chlupf schier kei Bei mache chönnu. Doch ist er endlich zum Schlussulloch van der Stubutür ga ing'seh; — und Jekos, Maria und Josef! was hät er da Erschrecklich's g'seh! — Abbas, das nit usz'sprechu ist! — Am Bodu ist der Senno, wie an gikrizigte Herrgott ufg'naglote g'si. Schini schrecklich Basi hät gritjundu uf ihm g'hocket und mit am grossu bluotigu Messer, nu lebendig g'schindtot. — Us ihrum Chopf hät mu ditlich Horu, und us ihre Zewu, Chlawe g'seh ussa lozu. Der Tifol hät d'Hut wellu, di er mu so oft versprochu hät. So gäru der Hirt us Mitlidu — nu g'rettot hätti, so hät nu der Schrecku chraftlos g'macht und d'Angst hät nu zer Flucht gitribu. Er ist g'liffun und g'liffu bis er nimme hät g'hört jamm'ru und schrju, und wie er z'rugglozzet hät, da hät di Basi die bluotig Hut van ihrum Liebhaber — vam Senno, grad ebu ufs Hittudach usg'spreitot. Der Tifol tuot nit vergebu, er will schi Loh hä! B'hietisch doch Gott derfür!!

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

 

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