Die St. Jodern-Glocke

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vom gleichen Bischofe St. Jodern wird auch erzählt, dass ihm einmal offenbar wurde, der Papst in Rom schwebe in Gefahr, und er sollte gewarnt werden.

Unschlüssig und ratlos öffnete er das Fenster und sah vor dem Schlosse drei Teufel munter und freudig miteinander tanzen. Gleich rief sie der Heilige herbei und fragte, wer von ihnen der Geschwindeste sei? Da antwortete der Erste, er sei geschwind wie der Wind, und der Zweite meinte, er laufe wie die Kugel aus dem Rohr. «Das sind nur faule Bäuche gegen mich», lachte der Dritte, «ich fliege durch die Welt wie ein Weibergedanke.» Mit diesem verabredete nun der Heilige, er wolle sein werden, wenn er ihn, noch bevor die Hähne morgens krähen, nach Rom bringen und wieder nach Sitten zurück zu tragen vermöge. Satan nahm freudig das Anerbieten an und stellte einen schwarzen Hahn als Wächter auf die Stadtmauer. Aber auch St. Jodern brachte einen weissen Hahn auf den Dachgiebel des Schlosses und schärfte ihm wohl ein, sich morgens nicht etwa zu verschlafen. — Die Reise ward angetreten; — im Nu war St Jodern in Rom. Er warnte den Papst noch zur rechten Zeit und erhielt von ihm aus Dankbarkeit zum Geschenke eine Glocke. Satan musste nun auch noch die Glocke mit aufladen und nach Sitten heimtragen. Es war noch nicht zwei Uhr morgens, als er glücklich mit seiner Doppellast zuunterst auf der Planta ankam: — er mag die Seereise über Frankreich gewählt haben. — Das merkte der weisse Hahn auf dem Dache auch gleich und fing aus vollem Halse schnell zu krähen an. Auch der schwarze Satan's erwachte und schrie mit. Da ergrimmte Satan sehr, dass er die Wette verloren, und warf die Glocke mit solcher Gewalt zur Erde nieder, dass sie neun Ellenbogen tief in den Boden einsank. Der Hl. Bischof aber rief: «Dona! Dona! lit» und die Glocke fing an zu läuten und kam läutend wieder zum Vorschein. — Das ist nun die "St. Jodern- Glocke", die lange gegen Ungewitter Wunder tat. — Der Bischof St. Jodern wird darum abgebildet mit einer Glocke, die Satan trägt.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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