Das Untier auf dem Arbberg im Zmuttal

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

(Zermatt)

Etwa eine halbe Stunde nördlich von Schönbiel, im Zmutt-Tal, liegt der Berg Arbe, welcher einer Menge Schafe hinreichende Weide zu geben imstande ist. Vor vielen Jahren, so wird erzählt, ertönte auf einmal der Ruf, der Bär sei eingebrochen und hause unter den Schafen gar arg. In aller Eile liefen die Leute hin. Die Schafe taten ganz wild, obschon noch keines gemordet angetroffen wurde. Doch hatte die Sache vollen Ernst; ein grimmiger Bär, vor Hunger gähnend und brüllend, kam heran und warf seine zerfleischenden Tatzen bald rechts bald links, um etwa eine Beute zu erhaschen. Die mit Knitteln, Stöcken und allerhand Waffen ausgerüsteten Leute hatten so etwas noch nie gesehen. Da ergriff ein Bauer ein kränkelndes Schäfchen und warf es dem Bären mit den Worten dar: «Friss das, ich schenke es dir, aber lass uns die Übrigen in Ruhe.» Und der Bär fasste das dargeworfene Schäfchen mit dem Rachen auf, trug es eiligst davon und kam nicht mehr zum Vorschein.

Einige Jahre später ging der Bauer, welcher den Bären beschenkt hatte, nach Sitten auf einen Jahresmarkt. Da bewillkommte ihn ein ungekannter, gut gekleideter Mann sehr freundlich und lud ihn zum Mittagessen ein. Der Zermatter entschuldigte sich, er müsse sich in seiner Person irren; er habe ihn nie gesehen, nicht gekannt und könne mit ihm nicht Geschäfte haben. Weil aber der Fremde darauf bestand, so liess sich auch unser Talbauer die köstlichen Weine und die duftenden Braten wohl schmecken; griff wacker zu und wollte sich dann bedankend verabschieden. Der Gastgeber aber erhob sich und sprach: «Warten Sie, mein Freund! Ich habe Ihnen noch meinen grossen Dank abzustatten. Vor Jahren war ich so boshaft, dass ich die Gestalt eines Untieres annahm, um die Menschen zu stören und zu beschädigen. Auf einem solchen Zuge haben Sie mir ein Schäfchen geschenkt; das tat mir so wohl und ging mir so zu Herzen, dass ich mich bekehrte, niemanden mehr belästigte und nun ein wohlhabender, glücklicher Mann geworden hin. — Das habe ich Ihrer Grossmut zu verdanken!»

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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