Die Hohbachspinnerin

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die "Spinnerin in Hohbach" liegt zu Reckingen, Goms, in aller Mund. — Wenn Kinder unartig tun, so lässt das Kindermädchen gewiss die böse Spinnerin im Dorfe herumziehen und ins Haus kommen, um den schlimmen, schreienden, unfolgsamen Kleinen entweder eins mit ihrer langen Kunkel zu stecken oder sie gar in ihrer Schürze mit nach ihrer Berghöhle fortzutragen, wo sie selben Mäuseaugen zu essen und Guggermilch zu trinken gibt, so viel sie nur verdauen können. — So weit lässt es aber selbstverständlich kein Kind kommen. — Hat ein Mädchen zu lange das Werg an der Kunkel ohne abzuspinnen, oder macht sonst jemand seine Geschäfte saumselig, so folgt der Spottname einer "Hohbachspinnerin" zuverlässig. Trotzdem weiss doch kaum jemand etwas Näheres von dieser so viel genannten Spinnerin zu erzählen.

Hohbach (Hochbach) ist eine fette Sommeralpe in den südöstlichen Gebirgen zu Reckingen. Wie gewöhnlich die Hochalpen, wird auch diese von Spukgeistern nicht frei geglaubt. — Ein Jäger, der im Spätherbst da allein übernachten wollte, hörte mitten in der Nacht alle Verrichtungen der Sennerei vornehmen, zuletzt noch gar ein störrisches Schwein mit dem Fusse schlagen und in den nahen Bach hinabschleppen.

In dieser Alpe ist's, wo die vielgenannte Spinnerin zum Vorschein kommen soll und von der sie den Namen hat. Sie trägt einen kleinen wollenen Hut und eine weisse Spitzenhaube; ihr Busen ist mit Gellert und Vorpletz altmodisch eingeschnürt, an der mit einem messingenem Ringe die Kunkel voll Werg befestigt ist; mit der linken Hand treibt sie spielend die Spindel. Man will sie bald bei der Alphütte, bald aber auf der einen oder andern Egge der Alpe spinnen gesehen haben. Neben ihr hockt eine kleine schwarze Katze im Grase, die sehr böse ist und viel Schaden bringt, indem sie dem Vieh auf's Kreuz oder die Kruppe springt und mit ihren Griffen tot hackt oder mit den Zähnen augenblicklich tot beisst. — Es gibt freilich Fälle, wo das Vieh, wie vom Schlage gerührt, plötzlich verendet, was gewöhnlich bösen Geistern zugeschrieben wird.

Um diese Katze der Hohbachspinnerin unschädlich zu machen, wurde den Leuten von einem frommen Pater angeraten, auf den vier Enden der Alpe Holzkreuze zu errichten, die einander in die Gesichtslinie fallen. Auch wurden gesegnete Eisenkreuze neben jenen von Holz in die Erde eingegraben, und von der Zeit an hat die böse Katze kein Vieh mehr totgebissen.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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