Pfarrer Husli – Die wundertätigen Schuhe

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Im hochgelegenen Dörfchen St. Silvester lebte vor einigen Jahrzehnten ein heiligmässiger Kaplan, Neuhaus mit Namen; das Volk heisst ihn kurzweg «Husli». Er stammte aus Oberschrot, war später Pfarrer in Jaun, nachher Kaplan von St. Silvester. Seine letzte Ruhestätte ist in Giffers, wo er starb. Wegen seines tugendhaften Lebens und seines leutseligen Wesens wurde er bald in der weiteren Umgebung bekannt. Der Kaplan war sehr mildtätig gegen die Armen, denen er alles verschenkte, während er sich mit einem fadenscheinigen Talar begnügte. Um die Gestalt dieses musterhaften Priesters hat sich ein blütenreicher Sagenkranz gebildet, ein beredtes Zeugnis seiner Volkstümlichkeit. Diese Sagen setzen ihm gleichsam ein geistiges Denkmal beim Volke, in dessen Gedächtnis der fromme Husli lebendig weiterlebt.

Einst war im Nachbardorf Plasselb grosse Priesterkonferenz. Nach derselben verblieb man noch ein Stündlein in geselliger Erholung beisammen. Unterdessen verdunkelte sich der Himmel. Von der Berra her zog eine rabenschwarze Wolkenwand herüber, die nichts Gutes verkündete. Schon rollte der Donner in der Ferne, einzelne Blitze zuckten durch die Luft; da hielt es den braven Kaplan nicht mehr länger bei seinen Mitbrüdern. «Ich muss heim», rief er, «um meinen Leuten zu helfen.» Schnell eilte er ins steinige Ärgerental hinunter, wo ein schmaler, roh gezimmerter Balken als Brücke über den ungestümen Wildbach dient. Als der Geistliche den bekannten Steg betrat, brach schon das gefürchtete Unwetter über die fruchttragenden Getreidefelder und saftigen Wiesen los. Ein schrecklicher Hagelschlag drohte allen Fleiss der armen Landleute zu vernichten. In dieser Not wusste sich der gute Husli nicht anders zu helfen; er zog mitten auf dem Steg seine Schuhe aus und warf sie mit einem kräftigen Stossgebet ans jenseitige Ufer in das Gebiet seiner Pfarrgemeinde hinüber. Und siehe da! Kaum hatten des Geistlichen Schuhe den Boden berührt, verlor das Gewitter seine Kraft. Augenblicklich hörte der Hagel auf, die Wolken zerteilten sich, und ein heiterer Himmel lächelte den bangen Menschen zu.

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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