Der schwarze Hund

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Im Weiler Beniwil bei Alterswil steht neben einem stattlichen Gehöfte ein Ofenhaus. Darin soll früher ein Ungeheuer seinen Aufenthalt gewählt haben. In der Wand, die der Strasse zugekehrt ist, ist ein Fenster angebracht. Vor dieser Mauerseite schichtete der Bauer Reisigwellen auf. Aber am folgenden Morgen lag der Reisighaufen umgestürzt. So oftmals auch der Eigentümer die Reisigwellen in Ordnung brachte, fand er sie gleichwohl am nächsten Morgen am Boden umhergestreut. Der Mann merkte bald, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Eines Abends kam nun ein Bursche namens Sepp am Ofenhaus vorbei. Er war bei seiner «Fini» gewesen. Der übliche schwarze Kaffee hatte nicht gefehlt, auch nicht das «Weihwasser» (Gebranntes) dazu. Mitternacht rückte schon heran, er befand sich in gehobener Stimmung. Vom Gespenst, das sich beim Ofenhaus herumtrieb, war ihm auch schon etwas zu Ohren gekommen. Als er nun beim gefürchteten Ort vorbeikam, bemerkte er, dass das Ofenhaus beleuchtet war. Er sah Feuer im Backofen und Rauch zum Kamin hinaussteigen. In seinem Übermut rief Sepp spöttisch: «He da! Wenn ihr Kuchen backt, so gebt mir doch auch ein Stück!» Kaum hatte er dieses gesagt, erloschen das Licht und das Feuer im Backofen. Durchs Fenster hinaus sprang ein grosser, schwarzer Hund; ehe der erschrockene Bursche sich’s gedacht hatte, sass das Untier schon auf seinen Schultern. Dem Überfallenen standen die Haare zu Berge. Er versuchte den Hund von seinem Rücken abzuwerfen, aber das Tier sass fest. So rannte Sepp davon, was die Beine aushielten, dem Elternhaus zu. Die unheimliche Last wurde immer schwerer. Er sah, wie der Hund seinen wüsten Kopf tief nach vorn herunterhängen liess. Aus dem grausigen Rachen hing eine feurige Zunge heraus. Endlich langte der gehetzte Bursche vor seiner Wohnung fast ohnmächtig an. Sobald er über die Schwelle des Hauses geschritten war, verschwand der Gespensterhund. In selber Nacht fand der Arme keinen Schlaf. Der erlebte Schrecken war zu gross gewesen.

Am nächsten Morgen erzählte Sepp seinen Angehörigen die grausige Geschichte. Fiebernd lag er den ganzen Tag im Bett. Am Abend war er eine Leiche.

Im Ofenhaus aber blieb's von jetzt an ruhig.

Die Reisigwellen blieben von dem Tag an sicher an der Mauerwand liegen. Keine Geisterhand warf sie mehr auf den Boden. Die Nachbarn glaubten, das Gespenst sei eine arme Seele gewesen, die dort beim Ofenhaus Busse tun musste wegen irgendeines zu Lebzeiten begangenen Unrechtes.

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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