Die verwunschene Scheune

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Eine kleine Viertelstunde von Galmis entfernt liegt in der Richtung gegen Jaun zur linken Hand eine einsame Scheune. Unansehnlich ist ihr Anblick; sie dient nur noch zur Aufbewahrung des Heues, das auf den angrenzenden Wiesen gedörrt wird. Im kleinen niederen Stall wird kein Vieh mehr untergebracht. Als Grund hierfür geben die Anwohner folgende gruselige Sage an.

Wenn früher in diesem Stall Tiere untergebracht wurden, stiess ihnen während der Nacht immer etwas Böses zu. Man fand sie am Morgen gewöhnlich zu zweit im gleichen Halsseil gebunden, so dass sie dem Ersticken nahe waren. Zuerst schrieb man diese Büberei bösen Nachbarn zu und band jedes Tier an seinen Platz vor die Krippe, aber in der nächsten Nacht erlebte man wieder das gleiche Übel. Es musste also etwas anderes hinter der Sache stecken. Einige beherzte Gesellen, die keine Furcht kannten, nahmen sich vor, dem schlimmen Spiel auf die Spur zu kommen, koste es was es wolle. Sie bezogen also zur Nachtzeit eine geschützte Stellung bei der Scheune, um die Schlingel abzufangen, welche sich so grobe Spässe mit den armen Tieren erlaubten. Um Mitternacht wurde es lebendig im Stall. Die Türe öffnete sich, ohne dass jemand sie aufgemacht hätte. Das Vieh rannte heraus und verstreute sich in der Wiese umher. Eilends sprangen die Wächter zum nächsten Haus und holten dort Laternen, um die Tiere wieder einzufangen. Ihre Mühe war vergeblich. Als die Männer zurückkehrten, trafen sie kein einziges Stück Vieh mehr draussen. Die Stalltür war wieder geschlossen. Neugierig hielten die Burschen im Stall Nachschau und fanden wider Erwarten alles in Ordnung. Gemächlich lagen die Wiederkäuer auf dem Stroh und glotzten verwundert die nächtlichen Besucher an. Von dem Tag an scheute man sich, das Vieh im verwunschenen Stall unterzubringen, weil man für der Tiere Sicherheit fürchtete. Der Stall steht leer. Wer an der verhexten Scheune vorbei musste, hielt sich auf der linken Seite und beschleunigte unwillkürlich seine Schritte, denn wer weiss, was passieren könnte?

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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