Der dumme Radscha und der faule Berater

Land: Sri Lanka
Kategorie: Schwank

In einem fernen Land herrschte einmal ein Radscha, der wollte immer Recht haben. Das ging soweit, dass er einmal zu seinen Beratern sprach: „Von jetzt an müsst ihr immer Ja sagen, sonst lasse ich euch töten!“ Der Radscha meinte es ernst, und so dauerte es nicht lange, und er hatte keinen einzigen Berater mehr. Die Menschen in diesem Land nannten den Radscha nur noch König Ja. Der Herrscher suchte verzweifelt nach neuen Beratern, doch niemand traute sich mehr in seine Nähe. In dem Land lebte aber ein Faulpelz, der sagte sich: „So schwierig kann es nicht sein, immer Ja zu sagen. Ich gehe in den Königspalast, sicher gibt es dort immer genug zu essen.“
​​​​​​Er liess sich zum Radscha bringen und verbeugte sich tief, zum Reden war er zu faul. «Gut, du sollst mein neuer Berater sein», rief der Radscha. «Was denkst du, werde ich noch reicher, wenn ich Gold aussäe?»
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz, wie es die Tradition verlangte.
«Gut, dann lass den Acker vorbereiten und die Saat ausbringen!»
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz und machte sich auf den Weg zum nächsten Dorf. Dort holte er sich Tamariskensamen. Dann liess er ein Feld vorbereiten, säte die Tamariskensamen aus und kehrte zum König zurück.
«Ist das Feld bereit?», wollte der König wissen.
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz.
«Dann nimm hier das Gold zur Aussaat!»
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz, lud die Säcke voller Goldmünzen auf einen Wagen und brachte sie in sein Haus, schlief eine Weile und kehrte dann in den Palast zurück.
Nach einigen Tagen rief der Radscha ihn zu sich. „Ist die Saat schon aufgegangen?“
«Ja, Mahipati», antwortete der Faulpelz.
«Gut, dann zeig mir, wie das Gold wächst.»
«Ja, Mahipati», antwortete der Faulpelz und fuhr mit dem Radscha zum Feld. Die jungen Keimlinge der Tamariske glänzten in der Sonne wie Gold und der Radscha freute sich. Auf dem Heimweg war es sehr heiss. Als sie an einem Fluss vorbeikamen, rief der Radscha: «Ich will im Fluss baden!»
«Ja, Mahipati», sagte der Faule und half dem König, die Kleider und den Goldschmuck abzulegen.
«Warte hier und geh nicht vom Fleck, bis ich zurückkomme!», befahl der Radscha.
«Ja, Mahipati», antwortete der Faulpelz und legte sich unter einen Baum. Der König sprang in das Wasser. Er hatte jedoch nicht gesehen, dass der Fluss eine starke Strömung hatte. «Hilfe, der Fluss zieht mich fort!», rief er.
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz, doch bis er sich erhoben hatte, war der König schon vom Fluss fortgetragen, niemand weiss, wohin.
Der Faule wartete und wartete, doch der Radscha kehrte nicht wieder zurück. Gegen Abend wurde ihm kalt. Da schlüpfte er in den Mantel des Königs, legte sich den Goldschmuck an und kehrte zum Palast zurück.
Seit jenem Tag regierte der Faulpelz das Land. Er sorgte dafür, dass es den Menschen im Land gut ging und vergass darüber sogar das Faulsein.

Fassung Djamila Jaenike, nach: Elena Chmelova, Ceylonesische Märchen, 1988 Slovart/Dausien © Mutabor Märchenstiftung

The stupid Rajah and the lazy advisor

In a distant land, there was once a Rajah who always wanted to be right. This went so far that he once said to his advisors: "From now on, you must always say yes, otherwise I will have you killed!" The Rajah meant it, and it wasn't long before he no longer had a single advisor. The people in this land only called the Rajah King Yes. The ruler desperately searched for new advisors, but no one dared to come near him. But there was a lazy man in the country who said to himself: "It can't be that difficult to always say yes. I'll go to the royal palace, surely there's always enough to eat there."

He had himself taken to the Rajah and bowed low, he was too lazy to talk. "Good, you are to be my new advisor," the Rajah called out. "What do you think, will I get even richer if I sow gold?"

"Yes, Mahipati," said the lazy man, as tradition demanded.

"Good, then have the field prepared and the seed sown!"

"Yes, Mahipati," said the lazybones and set off for the next village. There he fetched tamarisk seeds. Then he had a field prepared, sowed the tamarisk seeds and returned to the king.

"Is the field ready?" the king wanted to know.

"Yes, Mahipati," said the lazy man.

"Then take the gold here for sowing!"

"Yes, Mahipati," said the sluggard, loaded the sacks of gold coins onto a cart and took them to his house, slept for a while and then returned to the palace.

After a few days, the Rajah called him in. "Has the seed already sprouted?"

"Yes, Mahipati," replied the lazy man.

"Good, then show me how the gold grows."

"Yes, Mahipati," replied the lazybones and took the Rajah to the field. The young seedlings of the tamarisk shone like gold in the sun and the Rajah was delighted. It was very hot on the way home. As they passed a river, the Rajah called out: "I want to bathe in the river!"

"Yes, Mahipati," said the lazy man and helped the king take off his clothes and gold jewelry.

"Wait here and don't move until I come back," ordered the Rajah.

"Yes, Mahipati," replied the lazybones and lay down under a tree. The king jumped into the water. However, he had not seen that the river had a strong current. "Help, the river is pulling me away!" he shouted.

"Yes, Mahipati," said the lazy man, but by the time he had risen, the king had already been carried away by the river, nobody knows where.

The lazy man waited and waited, but the Rajah did not return. Towards evening he became cold. So he slipped into the king's cloak, put on the gold jewelry and returned to the palace.

From that day on, the lazy man ruled the country. He made sure that the people of the country were well off and even forgot about being lazy.

Fassung Djamila Jaenike, nach: Elena Chmelova, Ceylonesische Märchen, 1988 Slovart/Dausien, englische Übersetzung Lysander Jaenike © Mutabor Märchenstiftung

Sri Lanka, früher Ceylon, ist ein Inselstaat im Indischen Ozean. Es war bereits in der Antike ein wichtiger Knotenpunkt für die Seefahrt und den Handel. Dies führte unter anderem dazu, dass Sri Lanka heute von ganz unterschiedlichen Ethnien und Religionen bewohnt ist. Von 1983 bis 2009 herrschte ein offener Bürgerkrieg zwischen tamilischen Separatisten und den vorherrschenden Singhalesen, und es kam zu bis heute ungeklärten Menschenrechtsverbrechen. Starke Repressionen gegen Minderheiten prägen den Alltag, ausserdem die Gefahr von Minen, Blindgängern und gewaltsamen Eskalationen der schwelenden Konflikte.

 

 

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